Inferno
Dan Browns Thriller habe ich bisher immer ganz gern gelesen. Ja, sie sind spannend und verbinden Unterhaltung auch noch mit ein wenig Geschichtsunterricht und Kultur. Leider weiß man nie so ganz, wo die Historie aufhört und die Fiktion beginnt.
Nun also der vierte Band mit dem bekannten Professor Langdon. Schon der Anfang ist anders: Langdon wacht in einem Krankenhaus auf, hat eine Wunde von einem Streifschuss am Kopf und kann sich nicht erinnern, was er die letzten zwei Tage getan hat und wie er ausgerechnet nach Florenz kommt.
Es folgt die übliche kulturhistorische Schnitzeljagd durch die „größten, schönsten, beachtlichsten, ältesten“ und sonstwassigsten Gebäude, Gemälde und Geschichten Italiens und darüber hinaus. Natürlich ist auch wieder eine attraktive, aber rätselhafte Frau an seiner Seite. Irgendwie hatten wir das alles doch schon mal – Kunstwerk finden, etwas über seine Geschichte und außergewöhnliche Schönheit erfahren, Rätsel knacken, den Verfolgern im letzten Moment entwischen. Kunstwerk finden, etwas über seine Geschichte und außergewöhnliche Schönheit erfahren, Rätsel knacken, den Verfolgern im letzten Moment entwischen. Kunstwerk knacken, Rätsel finden ... ach nein. Aber langsam wird's halt auch ein wenig langweilig. Auch die Rätsel selber wirkten für mich nicht so stimmig und zusammenhängend wie in den vorangegangenen Bänden. Will Dan Brown das im nächsten Buch wieder so machen? Ich weiß ja nicht.
Immerhin: An einer Stelle hat mich der Autor so sehr an der Nase herumgeführt, dass ich tatsächlich nochmal zurückblättern musste, um zu vergleichen. Eine überraschende Wendung gab es, als ich dachte: „Ist doch schon weitgehend gelaufen, warum bin ich immer noch erst bei 60%?" Und der Böse ist nicht mehr ausschließlich böse, seine Motive irgendwie nachvollziehbar.
Ich habe es mit Interesse gelesen und insbesondere gegen Ende auch etwas Spannung verspürt. Es waren ein paar Stunden gute Unterhaltung. Wäre das der erste Langdon-Roman gewesen – ich glaube nicht, dass er einen derartigen Erfolg gehabt hätte.
Buchinformationen
Brown, Dan: Inferno. Gebundene Ausgabe: 688 Seiten, Bastei Lübbe, 26,- €, ISBN 978-3785724804 |
Bisher schlechtestes Dan Brown-Buch
"Wäre das der erste Langdon-Roman gewesen – ich glaube nicht, dass er einen derartigen Erfolg gehabt hätte." - Da stimme ich dri vollkommen zu. Ich habe alle anderen Bücher von Dan Brown "verschlungen", fand sie gute Unterhaltung und sehr spannend. Bei "Inferno" habe ich zwischenzeitlich sogar überlegt, abzubrechen. Wie du auch schon schreibst: Die Rätsel sind deutlich schwächer als in anderen Bänden, die Geschichte wirkt nur allzu konstruiert (noch mehr als sowieso - und das will was heißen!). Und vor allem: Es hat Lääääääängen! Bislang gelang es Dan Brown meiner Ansicht nach immer sehr gut, sein angelesenes Wissen recht unaufdringlich in den Handlungsstrang einzubauen. Beim Lesen von Inferno dachte ich sehr häufig: "Ja, ich habe verstanden: Der Autor hat viel gelesen, ist sehr schlau, aber wann geht's endlich weiter?" Vor allem bei den Szenen in Venedig war ich dann tatsächlich richtig genervt von dem Buch und seinem oberlehrerhaften Stil, obwohl es dann am Ende ja auch wieder etwas an Schwung gewann und tatsächlich überraschend ist (was aber wiederum auch daraus folgt, wie konstruiert die ganze Geschichte ist).
Mein Fazit: Mehr als 2 Punkte würde "Inferno" von mir nicht bekommen. Und eine unbedingte Empfehlung, auf keinen Fall die völlig überteuerte Hardcover-Ausgabe zu kaufen.