Heilung im Licht: Wie ich durch eine Nahtoderfahrung den Krebs besiegte und neu geboren wurde

Autor/in
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Nahtoderfahrungen. Menschen, die klinisch tot waren und wieder ins Leben zurückgeholt wurden, berichten oft von einem Licht, das sie sahen, von Dingen, die sie außerhalb ihres Körpers wahrnahmen, manchmal auch noch von anderen Erlebnissen, die auf ein Leben nach dem Tod hinzuweisen scheinen.

Ein spannendes Feld, finde ich, auch wenn man solche Dinge natürlich nicht wissenschaftlich beweisen kann. Dazu würde schließlich eine Reproduzierbarkeit gehören, und man kann die Leute ja nicht einfach mehrmals hintereinander sterben lassen und wiederbeleben.

Ein Kollege, der in diesem Bereich sehr intensiv forscht, empfahl mir dieses Buch von einer Frau, die ohne jegliche Hoffnung auf Heilung mit Krebs im Endstadium in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. Ihre sehr intensive Nahtoderfahrung beschreibt sie so, dass sie die Wahl hatte, in der „jenseitigen“ Welt zu bleiben – oder zurückzukehren mit der Gewissheit, dass ihr Krebs nun besiegt ist. Tatsächlich verschwand ihr Krebsleiden innerhalb kürzester Zeit, nachdem sie aus dem Koma erwacht war, ohne dass die Mediziner dafür eine auch nur halbwegs vernünftige Erklärung hätten.

Spannend wird das Buch für mich durch zweierlei Dinge: Zum einen, weil die Autorin Anita Moorjani aus einer völlig anderen Kultur kommt – hinduistische und buddhistische Wurzeln vermischen sich bei ihr, sie kennt aber auch das Christentum. Zum anderen, weil ihre Nahtoderfahrung offenbar ein besonders intensives Erlebnis war, das sie ausführlich und sehr engagiert beschreibt.

Ihre Krebserkrankung ist für sie im Rückblick Ausdruck ihrer eigenen Angst vor dem Leben, der Tatsache, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse so oft unterdrückte und überhaupt nicht wusste, wie sie ein selbstbestimmtes Leben führen sollte. Gleichzeitig betont sie, dass das nicht missverstanden werden dürfe als „wenn du krank bist, bist du selber daran Schuld“.

In ihrer Nahtoderfahrung erlebte sie einfach nur grenzenlose Liebe und Angenommensein. Jegliche Schuld, jeglicher Vorwurf, alles ist in dieser anderen Welt ohne Belang. Gleichzeitig bekam sie einen ganz neuen Blick auf die Zusammenhänge des Lebens. Raum und Zeit waren für sie ohne Belang. Sie hörte Gespräche in anderen Zimmern, sah ihren Bruder im Flugzeug sitzen auf dem Weg zu ihr.

Ich fühlte mich freier und lebendiger als jemals zuvor. Und (...) hatte plötzlich Kenntnis von Dingen, von denen ich physisch gesehen gar keine Kenntnis haben konnte, wie etwa die Gespräche zwischen den Ärzten und meiner Familie, die weit entfernt von meinem Krankenbett geführt wurden.

Jenseits aller Faszination für dieses Phänomen „Nahtoderfahrung“ ist aber vor allem die Botschaft zentral, die sie sozusagen aus dieser anderen Welt mitgebracht hat. Sie beschreibt es immer wieder mit neuen Worten, unter anderem so:

Ich begriff, dass ich – allein aufgrund der Tatsache, dass ich existierte – dieser zärtlichen Betrachtung und Anerkennung wert war, anstatt verurteilt zu werden. Ich brauchte nichts Besonderes zu tun; ich verdiente es, geliebt zu werden, einfach nur, weil ich existierte, nicht mehr und nicht weniger. Das war eine ziemlich überraschende Erkenntnis für mich, weil ich immer gedacht hatte, ich müsste daran arbeiten, liebenswert zu sein. Ich hatte geglaubt, ich müsste es mir irgendwie verdienen und es wert sein, dass man sich um mich kümmerte.

Faszinierend finde ich, dass es viele Stellen in ihrer Beschreibung gibt, die auch Jesus wörtlich oder so ähnlich hätte sagen können – oder auch beispielsweise Luther, an dessen Rechtfertigungslehre vermutlich alle theologisch halbwegs Gebildeten beim dem letzten Zitat sofort denken mussten.

Fast der ganze dritte Teil des Buches besteht aus solchen Zusagen: Du bist angenommen. Du bist geliebt, so wie du bist. Du bist, wir würden in unserer Kultur sagen: Ein Kind Gottes.

Ich glaube unter anderem, dass wir immer schon sind, was wir unser Leben lang zu erreichen versuchen, dass wir das aber nicht erkennen!

Oder diese Ausformulierung des biblischen „Gott ist die Liebe“:

In meinem Nahtodzustand erkannte ich, dass das gesamte Universum aus bedingungsloser Liebe besteht und dass ich ein Ausdruck davon bin.

Für Anita hat sich in ihrem Leben alles geändert durch eine kurze Erfahrung, dass sie „mehr“ ist als dieser Körper, der auf dieser Erde spazierengeht. Sie plädiert für ein angstfreies Leben und für die Gewissheit: Ich bin schon angenommen, so wie ich bin.

Die verschiedenen Religionen sieht sie als Ausdrücke der Sehnsucht der Menschen, zu diesem Zustand zu gelangen. Wenn diese allerdings in Regeln erstarren, dann hindern sie uns eher daran, zu uns selbst zu finden. Die einzige Regel, die sie kennt, würde ich so zusammenfassen: Liebe dich selbst, alle Menschen um dich herum und das ganze Universum bedingungslos.

Manchmal habe ich mich während des Lesens gefragt, ob Jesus vielleicht auch so eine Nahtoderfahrung hatte. Jedenfalls konnte ich sehr sehr viele ihrer Aussagen einfach unterschreiben.

Hätte sie nicht diese Nahtoderfahrung gehabt, die ihre Aussagen sozusagen „beglaubigt“, hätte ich wahrscheinlich geschrieben: Esoterisches Gesülze. Und manchmal wurde es mir auch jetzt beim Lesen zu viel. Ja, sie ist keine professionelle Autorin. Vieles wiederholt sich. Trotzdem: Eine faszinierende, Mut machende Lebensgeschichte. Mit einer Grundbotschaft: Hab keine Angst! Nimm dich selbst an, wie du bist, und begegne allen Wesen im Universum mit der gleichen Liebe!

Wo wir schon beim Handwerklichen sind: Ich persönlich möchte ja gerne einfach hineinfallen in einen Text. Vorworte lese ich fast nie und sehe ich sehr ungern. Aber Vorwort, Einleitung und Prolog? So was habe ich, glaube ich, noch nie gehabt. Und natürlich gibt es am Schluss noch „Fragen und Antworten“, in denen vieles nochmal unter leicht veränderten Gesichtspunkten wiederholt wird, und die obligatorischen Danksagungen.

Das dazwischen ist durchaus faszinierend, lesenswert und vor allem auch bedenkenswert, trotz einiger Längen. Ein Buch, das Mut macht, zu leben und das Leben zu lieben. Vier von fünf Kuschelpunkten. Und mein Interesse ist geweckt, mal wieder ein aktuelles Buch über Nahtoderfahrungen generell zu lesen. Vielleicht demnächst hier mehr dazu.

Kuschelpunkte

Buchinformationen

Anita Moorjani: Heilung im Licht: Wie ich durch eine Nahtoderfahrung den Krebs besiegte und neu geboren wurde. Gebundene Ausgabe: 256 Seiten, Verlag: Arkana; Auflage: 3 (27. August 2012) ISBN: 978-3442341184. Originaltitel: Dying to be me. 16.99 €

E-Book 13,99 €