Ein ganz neues Leben
Ja, das war eine Überraschung für mich: Die Geschichte von Louisa geht weiter! Wer den ersten Band noch nicht gelesen hat, sollte hier vielleicht aufhören, denn in diesem Buch geht es auch um die Auswirkungen von Wills Entscheidung am Ende des ersten Buchs.
Ja, Will hat seinem Leben ein Ende gesetzt. Und Louisas Leben, das am Ende des letzten Bandes so hoffnungsvoll aussah, wurde durch die Trauer um ihn wieder ganz klein und unbedeutend. Sie arbeitet in einer unbedeutenden Bar am Londoner Flughafen. Ihre Wohnung in London hat sie kaum gestaltet. Ihre schönen, bunten Kleider von früher zieht sie nicht mehr an, kleidet sich nur noch in T-Shirts und Jeans.
Doch dann kommt ein Mensch in ihr Leben, mit dem wirklich niemand gerechnet hätte: Will hat eine Tochter! Er selbst wusste nichts davon; Lily ist mittlerweile sechzehn Jahre alt und hat sich auf die Suche nach ihrem wirklichen Vater gemacht.
Die schwer pubertierende Jugendliche bringt Chaos und Stress in Louisas so gleichförmig eingerichtetes Leben. Fast widerwillig beginnt Louisa, wieder am Leben teilzuhaben. Sehr zögerlich freundet sie sich mit Sam an, einem Sanitäter, der sie nach einem schweren (und, wie sich später herausstellt, ungewollt von Lily verursachten) Unfall ins Krankenhaus gebracht hat.
Louisa macht Lily mit den Eltern von Will bekannt, doch die scheinen zunächst ihre ganz eigenen Probleme zu haben und gar nicht so viel Interesse an Lily. Auch Lilys Mutter will nichts mehr mit ihrer Tochter zu tun haben. Was soll Louisa tun? Sie hätte da ein wunderbares Jobangebot, weit weg in New York. Endlich eine Chance, aus diesem gleichförmigen Leben herauszukommen. Doch Lily kann sie ja auch nicht allein lassen in dieser Situation. Und was soll sich überhaupt aus dieser Sache mit Sam entwickeln? Ist es eine Beziehung? Ist es keine? Wie groß wäre die Verletzung, wenn auch diese zarte Liebe wieder in die Brüche ginge!
Auch dieses Buch habe ich wieder mit großem Genuss gelesen. Ich mag den hintergründigen Humor. Ich mag die chaotische Familie von Louisa, in der nun die Mutter aus ihrer Hausfrauenrolle aufbricht in ein selbstbestimmteres Leben. Ich mag auch Wills Eltern, die auf ihre Weise versuchen, mit der Trauer um Will umzugehen, und die ihre Rolle gegenüber der überraschend aufgetauchten Lily erst finden müssen.
Durch das ganze Buch schwingt diese Trauer mit – um einen Menschen, der einfach fehlt. Um einen Menschen, den Lily nie kennen lernen konnte. Mit dem sie alle so gerne noch so vieles geteilt hätten. Wie kann das Leben weitergehen? Wie geht das: Sich neu verlieben? Wie geht das: Das eigene Leben wieder in die Hand nehmen? Wie geht das: Sich den Komplikationen des Lebens stellen?
Wieder ist es ein sehr zart und einfühlsam geschriebenes Buch. Ich habe es sehr gerne gelesen und kann es nur weiterempfehlen.
Buchinformationen
Jojo Moyes: Ein ganz neues Leben. Gebundene Ausgabe, 528 Seiten, Verlag: Wunderlich, 1. Auflage September 2015, ISBN: 978-3-8052-5094-8, 19,95 €
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