Christentum und AfD
Seit ihrer Gründung steht die selbst ernannte „Alternative für Deutschland“ in einem seltsamen Spannungsverhältnis zu den christlichen Kirchen. Ähnlich wie „Pegida“ (mit der sie nun ja offiziell zusammenarbeitet) unter anderem angetreten, um das „christliche Abendland“ gegen angebliche Islamisierung und überhaupt gegen alle Neuerungen unserer ach so sittenverfallenen Zeiten zu verteidigen, bekommt sie doch von den großen Kirchen praktisch nur Widerspruch.
Wir wollen jetzt gar nicht auf all die Argumente eingehen, die gegen die Forderungen der AfD sprechen. Das finge ja schon bei den alttestamentlichen Propheten an, die immer wieder den Schutz der „Fremdlinge“ im eigenen Land fordern. Oder bei der Geschichte von Jesus und seiner Familie, die nach der Geburt selbst zu Flüchtlingen in Ägypten wurden, wo ja schon die Israeliten – damals als Wirtschaftsflüchtlinge – Heimat gefunden hatten, wenn auch die damalige Entwicklung, sagen wir mal: Suboptimal lief und schließlich zum Auszug des Volkes Israel in das gelobte Land führte.
Eines der wichtigsten Argumente – neben dem ausgrenzenden Menschenbild, das Christinnen und Christen in dieser Form nicht akzeptieren können – ist für mich persönlich etwas ganz Grundsätzliches: Die AfD argumentiert sehr viel mit Angst, Furcht, Drohungen vor dem Untergang. Und die Bibel? Kein Satz dürfte wohl so oft vorkommen wie dieser: „Fürchte dich nicht!“ Ich glaube nicht, dass man diesen urbiblischen Satz besonders häufig in AfD-Publikationen finden dürfte. Da ist selbst Meister Yoda aus Star Wars, der des Christentums wohl eher unverdächtig sein dürfte, näher dran, wenn er sagt: „Furcht ist der Pfad zur dunklen Seite. Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass, Hass führt zu unsäglichem Leid.“
Na ja. Reden, reden, reden. Die inhaltliche Auseinandersetzung hat wohl nicht so wahnsinnig viel gebracht bisher. Argumentieren und inhaltliche Argumente austauschen funktioniert mit Anhängerinnen und Anhängern der AfD leider oft nicht.
Der Würzburger katholische Echter-Verlag hat deshalb nun eine kleine Broschüre herausgebracht und das Ganze mal so prägnant wie möglich zusammengefasst. In dem neu erschienenen kleinen Buch „Christliches in der AfD“ finden Sie alles aufgeschrieben, was beides miteinander zu tun hat.
Wer das Buch aufschlägt, findet dort aber – nichts. 32 weitgehend leere Seiten. Nur eine kurze Erklärung dazu: "Wir haben recherchiert, und haben herausgefunden: Da gibt’s nichts, gar nichts. Sie können blättern, so viel Sie wollen: Es gibt nichts…"
Trotzdem zeigt sich der Verlag gesprächsbereit. So heißt es am Ende des kleinen Buches: "Sollten Sie christliche Standpunkte in der AfD benennen können, dürfen Sie uns diese gerne mitteilen." Mal sehen, vielleicht gibt es ja irgendwann doch ein kleines Faltblatt mit ein, zwei Argumenten.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Reaktion der AfD, die sich erwartungsgemäß provoziert fühlt. Volker Münz, der kirchenpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, bezeichnet das Buch als „Skandal“ und kündigt an, rechtliche Schritte prüfen zu wollen. Ausgerechnet die AfD, die für sich immer wieder die in Deutschland verbriefte Meinungsfreiheit einfordert, zeigt hier, wie weit es für sie mit dieser Meinungsfreiheit her ist: Gerichtliche Schritte gegen – nichts? Gegen ein leeres Buch? Man wird doch wohl noch nichts sagen dürfen? Es verspricht spannend zu werden, sollte die AfD tatsächlich gegen die eigene Inhaltsleere vor Gericht ziehen wollen. Besorgen Sie sich schon mal Popcorn.
Buchinformationen
kein Autor: Christliches in der AfD, Taschenbuch, 32 Seiten, Echter Verlag, 2,90 €, ISBN 978-3-4290-4449-7 |